Schwabenliga I Kempten vs. Klosterlechfeld ein dramatisches 4:4

Guter Dinge fuhren wir ins tiefverschneite Allgäu. Für die winterlichen Verhältnisse war die Anfahrt angenehm, da die Straßen weitgehend geräumt waren. Da es zugleich keinen Neuschnee gab, war es für den langen Anfahrtsweg in Ordnung.

Das neue Spiellokal des SK Kempten war schön hell und geräumig.

Es begann auch sehr gut, als Kevin auf Brett 4 nach der Eröffnung eine Druckstellung mit einer Mattdrohung hatte. Die Partie war dann zugunsten von Kevin im Mattangriff vollendet worden, blieb aber, -wir jammern auf hohem Niveau-, unveredelt, da das direkte Turmopfer mit Matt in zwei Zügen ausgeblieben war.

Lorenz an Brett 5 machte es ähnlich wie Kevin, als sein Gegner den König schon in der Eröffnung über f7 nach g6 brachte. Solche Stellungen sind nicht „automatisch“ gewinnbar und zugleich liegen Lorenz solche offenen Stellungen mit frühem Handgemenge. Daher fand Lorenz einen trickreichen Zwischenzug mit einem doppelten Springeropfer. Wenn nun der schwarze König über g6 und h7 nach g8 zu seinem Ausgangsfeld zurückgelaufen wäre, hätte Lorenz mit Db3 auf der undeckbaren Diagonale b3 – g8 in zwei Zügen mattgesetzt, da der Läufer f8 den König einsperrte. Da somit der schwarze König von h7 nach g6 zurückmusste, gewann Lorenz auf der durch das Springeropfer geöffneten h-Linie den Turm auf h8. Es war ein unglaubliches Stellungsbild: Lorenz hatte nur den h-Turm „entwickelt“ und zugleich war die Stellung gewonnen, weil 1. die schwarze Grundreihe gar nicht entwickelt war und 2. die weiße Dame auf der h-Linie Matt drohen konnte.

Somit waren sehr früh zwei Brettpunkte erreicht.

Manuel Milling an Brett 8 hatte leichten Stellungsvorteil wegen des schlechten schwarzfeldrigen Läufers von Weiß, nur bot sich in einem Stonewoll-ähnlichen Stellungsbild kein Einbruchsfeld an. Die Spieler einigten sich auf ein Remis.

Pawel an Brett 3 fand kein klares Gegenspiel gegen den Aufbau Lb7 und Dc6. Diese lange Diagonale wirkte als ständige Drohung gegen die weiße Stellung. Pawel stellte daher seinen zweiten Turm auf die zweite Reihe, um den Punkt g2 nochmals zu überdecken. Hier kam dann der Nachteil, wonach Schwarz mit dem Turm auf der Grundreihe eindringen konnte. Schwarz fand dann einen schönen taktischen Trick, wie er den Stellungsvorteil ausnutzen konnte. Pawel musste aufgeben.

Stefan an Brett 6 kämpfte großartig. Nachdem er auf h6 einen Bauern eingestellt hatte, fand er mit dem Manöver Dxa4 und überraschend folgend Dg4 einen trickreichen Zwischenzug: Es drohte mit dem Läufer auf b7 Matt auf g2 und zugleich war der Läufer auf g5 ungedeckt. Stefan gewann Material, nur war dann der Gewinnweg ein weiter Weg, da Weiß einen Freibauer bis nach e7 brachte. Aufgrund der Zeitnot seines Gegners konnte Stefan doch noch gewinnen.

Unglücksrabe des Tages war Helmut an Brett 7: er hatte im Mittelspiel zwei Bauern erobert, was im Endspiel Turm plus jeweils eine Leichtfigur eine technische Gewinnstellung war. Helmut tauschte dann die Leichtfiguren und musste dann seinen Turm für den Freibauern von Schwarz auf der f-Linie geben. Da er zugleich dafür drei Freibauern auf dem Damenflügel behielt, hätte die Stellung mindestens Remis sein müssen. Leider ließ es Helmut zu, dass Schwarz seinen König aktiv aufstellen konnte und Helmut verlor sehr unglücklich. Hier kann man es nur auf amerikanisch formulieren: Shit happens!

Alexander am Spitzenbrett hatte die rückständige Bauernkette von Schwarz belagert. Beide Seiten hatten noch die Damen und beide Türme auf dem Brett. Um diesen nachhaltigem Druck entgegenzuwirken, öffnete Schwarz kurz vor der Zeitkontrolle auf Biegen und Brechen den Königsflügel mit dem Risiko, selbst mit der offenen Königsflügelflanke gegen die Schwerfiguren blank dazustehen. Leider passierten diese Manöver in hochgradiger Zeitnot, so dass Alexander nicht durchrechnen konnte, wie der „freigelegte“ König hätte wirksam gestellt werden können. Da dann jeweils ein Turm getauscht war, einigte man sich auf ein Remis.

Bei dem Zwischenstand 4:3 für uns kam es nur das Spiel von Hans am Brett 2 an. Dort war eine geschlossene Stellung, bei der Weiß leichten Vorteil hatte, vor allem wegen der offenen g-Linie für dessen Türme bzw. alternativen Druck auf den rückständigen Bauern d6. Hans spielte sehr geschickt, indem er seinerseits einen Freibauern bis auf die zweite Reihe brachte. Leider setzte er zum Schluss im Endspiel mit jeweils zwei Türmen und Bauern seinen König auf ein Randfeld statt in der Mitte zu bleiben. Weiß konnte daher dann ungestört sich drei Freibauern auf der anderen Brettseite verschaffen. Dies war nicht mehr zu verteidigen.

Im Ergebnis wurde der Kampfgeist der Kemptener Spieler belohnt und wir haben uns so gesehen nicht belohnt. C’est la vie!

 4. Runde am 21.01.18

3 SC Kempten 1878 DWZ SK Klosterlechfeld DWZ 4 – 4
1 1 Schmid, Peter 2074 1 King, Alexander 2039 ½ – ½
2 2 Oberhofer, Max 2019 2 Hornung, Hans, Dr. 1956 1 – 0
3 3 Lagassé, Pascal 1912 3 Poniatowski, Pawel 2079 1 – 0
4 4 Pleyer, Felix 1909 4 Steffen, Kevin, Dr. 2014 0 – 1
5 5 Brunold, Günter 1894 6 Heinrich, Lorenz 1922 0 – 1
6 6 Martin, Rudolf 1743 7 Winterkamp, Stefan 1910 0 – 1
7 7 Orthmann, Dirk 1737 8 Heinrich, Helmut 1870 1 – 0
8 8 Fischer, Claus 1672 12 Milling, Manuel 1737 ½ – ½
Schnitt: 1870 Schnitt: 1940
4. Runde am 21.01.18 |
1 SC Königsbrunn SK Krumbach 2½ – 5½
2 Post-SV Memmingen SF Augsburg 3½ – 4½
3 SC Kempten 1878 SK Klosterlechfeld 4 – 4
4 SC Friedberg BC Aichach 1917 4 – 4

Schwabenliga 1           2017/2018

Rang Mannschaft 1 2 3 4 5 6 7 8 MPkt BPkt
1. SF Augsburg ** 7 6 – 2 21,5 – 10,5
2. SK Krumbach ** 7 6 – 2 20,5 – 11,5
3. Post-SV Memmingen ** 6 – 2 20,0 – 12,0
4. SK Klosterlechfeld ** 4 5 – 3 19,5 – 12,5
5. SC Friedberg ** 4 5 – 3 16,5 – 15,5
6. SC Königsbrunn ** 2 – 6 13,0 – 19,0
7. SC Kempten 1878 1 4 ** 1 – 7 9,0 – 23,0
8. BC Aichach 1917 1 4 ** 1 – 7 8,0 – 24,0